Lebenslauf

Geboren wurde ich in Düsseldorf und wuchs in einer liebevollen Familie auf. Am liebsten zeichnete und malte ich, während mein Vater mir vorlas. Meine Mutter handwerkte in allen möglichen Techniken mit uns Kindern. Von Töpfern über Flechten, in der Dunkelkammer Fotos abziehen, Schimmelbilder, Linsen kleben, Seidenmalerei mit Gutta, Enkaustik, Fahrradreifen flicken, Linoldruck, Wände herausreißen und wieder einziehen und Bäder fliesen, so, wie alles, was man mit einer Bohrmaschine erledigen konnte, begleitete ich im Alltag mit meiner Mutter. Nebenbei nähten wir gemeinsam mit meiner Oma (die im Krieg Schneiderin war) wunderbar normale und wunderbar phantastische Kleidungsstücke. Der Gedankenaustausch über ökologische Ideen, aktives Recycling und Müllvermeidung, so wie die Freude an der Tier- und Pflanzenwelt prägten meine Kindheit. Obwohl meine Lieblingsbeschäftigung die Malerei war, hasste ich als Kind natürlich alle Museumsbesuche. Das änderte sich erst später.

Die Schule lief gut und das Abitur kam wie nebenbei. Ich hatte bereits früh die fixe Idee das perfekte Kleidungsstück zu entwerfen. In einer Schneidereilehre näherte ich mich der Kunst des Herrenanzugsschnitts. Schließlich studierte ich Produkt-Design. Dieses Studium wurde damals aber noch gemischt gelehrt, zusammen mit den Grafikdesignern, so dass auch Kalligrafievorlesungen und Illustration zu meinem Unterricht zählten und mir ein voll eingerichtetes Fotolabor zur Verfügung stand. Mit dem Kauf meiner ersten digitalen Spiegelreflexkamera verblassten die eigenen Rayographie-Fotoabzüge und ich ließ die Chemikalien des Labors hinter mir um mich intensiv der Fotokomposition zu widmen. Ich nahm vor allem Hochzeitsfotografie-, Akt- und Portraitaufträge an. Die Fotografie ist seitdem mein steter Begleiter. In meiner Freizeit griff ich weiterhin zur Nähmaschine und erschuf einige Kostüme für Mittelalterfestivals. Im Grundstudium durften wir viele Techniken ausprobieren. Stein, Holz und Metall gehörten dazu. Praktika in Siebdruck, Modellbau, Messebau, Schreinerei, Grafikstudios und 3 D Design absolvierte ich neugierig und erfolgreich. Das Internet wurde gerade erst erfunden, doch ich hatte bereits den Ehrgeiz meine erste Homepage eigenständig in html zu programmieren. Das ganze Studium belegte ich mit Hingabe die Malereikurse eines engagierten Professors. Auch in meinem Auslandsemester in Frankreich ging ich in die Malerei Klasse für freie Kunst. Als Diplomarbeit entschied ich mich für die Organisation einer deutsch-französische Wanderausstellung mit 100 Künstlern, mit dem Titel „Neuland“. Danach arbeitete ich in einer Edelstahlfirma in Aachen und designte Möbel und Geländer. Ich wechselte zurück nach Düsseldorf und schnupperte in die Kunstakademie hinein. Der nächste Lebensabschnitt fand in Mainz statt. Auch dort besuchte ich die Kurse der Kunstakademie in Mainz und im nahen Frankfurt. Ich arbeitete als freie Künstlerin in einem Gemeinschaftsatelier und organisierte nebenbei Ausstellungen (zum Beispiel die Amazonen-Ausstellung). Außerdem gab ich Malkurse für Erwachsene. Als mein Leben sich in die Nähe von Luxembourg verlagerte, besuchte ich an der Universität Trier Vorlesungen über Kunstgeschichte und tauchte meine Nase in die Luxembourger Kunstszene, während ich meine eigenen Maltechniken verfeinerte. Ich saugte alles auf und probierte alles aus, was ich im Bereich moderne und gegenständliche Malerei finden konnte. Getreu dem Motto „Steal like an artist“ immer in den Fußstapfen Picassos, entdeckte ich die Bezugspunkte der berühmten Meisterwerke in der Vergangenheit, besuchte die großen Museen fast aller Hauptstädte in Europa und türmte Stapel von Bildbänden großer Meister in meiner Wohnung auf. Die Küche wurde zu einem Labor umfunktioniert, in der Alkyd, Hasenhautleim, Borax-Kasein, Alaun, Gummiarabicum, Champagnerkreide, Ochsengalle, Nussöl, Schellack, schwarze Seife, Tusche, Balsamterpentin…und natürlich alle erdenklichen Arten von Pigmenten ausprobiert wurden. Es entstand die Experimentalserie. Außer Referentin für Acryl-, Ölmalkurse und Kurse für perspektivisches Zeichnen, hatte ich als Leiterin einer Kunst-AG am Gymnasium viel Kontakt zu Jugendlichen und Erwachsenen, die Anleitung bei mir suchten. Im engen Austausch mit der Landbevölkerung begriff ich, dass die längst vergangene Malerei der Moderne (Franz Marc, Kandinsky, Matisse, Dali, Mondrian, Frida Kahlo, Magritte…) noch gar nicht in den Köpfen der Menschen angekommen war. Im Sinne der Appropriation Art (Serie der Moderne) griff ich Motive berühmter Maler auf, veränderte sie und stellte die Werke im Rahmen einer großen Einzelausstellung in Luxembourg aus.

Die ganzen Jahre über diskutierte ich mit kunstinteressierten Menschen über die Frage was Kunst ausmacht, wie man gute Kunst erkennt und anhand welcher Kriterien man ihren Wert ermitteln kann. Schließlich entschied ich mich zur Lösung dieser Fragen ein Experiment durchzuführen. Um meiner Idee einen ernsthaften Rahmen zu verleihen, gründete ich eine Firma und arbeitete als Geschäftsführerin der KUNSTBALLAST Grafenberg GmbH. Mit dem Projekt „artcoins“ untersuchte ich die Mechanismen des Kunstmarktes. Mein weitreichendes Kunstnetzwerk vereinfachte mein Vorhaben. Außerdem suchte ich mir bei guten Freunden und bekannten Künstlern, so wie dem Leiter der Kunsthalle und dem Vorstand des deutschen Kulturrates Unterstützung. Das Interesse an dem Thema war groß. Deutschlandweit nahm ich 161 Künstler unter Vertrag und führte das Experiment online durch. Hierzu ließ ich eine aufwendige Webseite mit einem marktimitierenden Algorithmus programmieren. Die artcoins waren hochwertige Drucke einer jeweils limitierten Auflage. Sie wurden ohne Nennung von Hintergrundinformation zum Verkauf angeboten. Die Namen der Urheber blieben geheim. Der Preis des Kunstwerks stieg an, je häufiger es verkauft wurde. Die artcoins und die Ergebnisse des Experiments wurden in einer großen Abschlussausstellung in Düsseldorf präsentiert. Die größte Ausstellung von Künstlern für Künstler deutschlandweit! Ich entschied, meine mehrjährige wissenschaftliche Arbeit über die Qualitätskriterien von Kunst nicht als Dissertation einzureichen, da ich alle Antworten auf meine Fragen gelöst hatte, sondern meine Kraft und knappe Zeit in neue Projekte zu stecken. Nun aus voller Überzeugung dem 1961 erklärten Motto von Marcel Duchamp folgend: „The great artist of tomorrow will go underground!“

Immer noch schwingen mir die Worte der Kunstakademieprofessoren in den Ohren, wenn es um die Bewertung eines Kunstwerkes ihrer Studierenden ging: „Es ist schön!“ hieß, es ist wertlos. Das größte Lob eines Professors hingegen lautete: „Das Werk funktioniert!“ Kunst, die laut Definition keine Funktion haben darf, muss beim Betrachten aber „funktionieren“! Genau hier möchte ich ansetzen: Ich will die Kunst von ihrer Funktionslosigkeit befreien und ihr erlauben den Alltag der Menschen zu bereichern. Womit ich eine große Schleife hin zum Design zurückgelegt habe.

Zur Erreichung meiner Ziele kann ich auf eine große Auswahl an Techniken zurückgreifen, so dass die Umsetzung jeder neuen Erfindung spannend, der Ausgang ungewiss und das Ergebnis überraschend ist. Am meisten Spaß und Sinn macht es mir zusammen mit anderen Menschen ein neues Thema anzugehen und weiterzuentwickeln.
Ein Jahr lang war ich Werkstattleiterin in einem Makerspace in Düsseldorf. Durch die Einschränkungen der Coronapandemie musste ich die meisten Projekte allerdings in privaterem Rahmen durchführen.
Die Idee Dinge zu erschaffen, die einigen wenigen Menschen Gedankenanregungen, Abwechslung, ja vielleicht sogar Freude bereiten und gleichzeitig den Alltag erleichtern, bereichern und die Umwelt schützen ist mein „ikigai“ (Japanisch = Lebensziel, wofür es sich zu Leben lohnt), mein Grund jeden Morgen fröhlich aufzustehen und an die Arbeit zu gehen.